Matthias Zieglmeier, M.A., ist seit 2017 Promovend und Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Pädagogik mit Schwerpunkt Medienpädagogik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Aktuelle Arbeitsschwerpunkte sind Verläufe exzessiver Internetnutzung in Familien (VEIF-Studie), Problematisches Gaming in Familien (PGIF-Studie; Dissertationsthema) und Tablets in der Lehre und Lehrerausbildung (TILL-Projekt) in Kooperation mit dem Institut für Lern-Innovation (ILI; Teilprojekt 8: Digitalisierung der Lehre; gefördert vom BMBF).
Problematisches Gaming in Familien (PGIF) – Zusammenhänge zwischen exzessivem Gaming, Familienklima und Medienerziehungsstil aus der Sicht von Familiendyaden.
Vortrag, Sonntag 21. Oktober, 15:30 – 16:30
Mit der Veröffentlichung des neuen International Classification of Diseases-Katalogs (ICD-11) durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am 18. Juni 2018 wurde Internet Gaming Disorder (IGD) nach langen Diskussionen als eigenständige psychische Störung taxonomisiert. Forschungsarbeiten zur IGD behandeln die Problematik überwiegend aus einer psychopathologischen Sicht (Kuss et al. 2017). In der vorliegenden Längsschnittstudie werden erstmals Zusammenhänge zwischen Internet Gaming Disorder Scale (IGDS; Lemmens et al. 2015), Familienklima (FB-Selbstbeurteilungsbogen, Cierpka & Frevert, 1994) und Medienerziehungsstil der Eltern (Dürager & Sonck, 2014), im Abstand von einem Jahr zu drei Messzeitpunkten (t1, N=1095; t2, N=985; t3, N=852) untersucht. Dabei werden die Perspektiven der Jugendlichen (JS) sowie des dazugehörigen Elternteils (ES) berücksichtigt. Mittels eines standardisierten Fragebogens wurden jeweils demografische Faktoren, die IGDS, das Familienklima und der Medienerziehungsstil der Eltern erhoben. Anhand linearer Regressionen wurden die Zusammenhänge sowohl im Quer- als auch im Längsschnitt ausgewertet. Die Ergebnisse der Querschnittsberechnungen (zu t3) belegen, dass das männliche Geschlecht, ein höheres Alter, niedrigerer sozioökonomischer Status, geringere Aufgabenerfüllung (JS), geringere Kontrolle (JS), stärkere technische Mediation (ES) und inkonsistentes Medienerziehungsverhalten mit einer signifikant stärkeren Ausprägung des IGDS zusammenhängen. Im Längsschnitt (von t1 zu t3) haben eine bestehende IGD, das männliche Geschlecht, stärkere Kontrolle (JS) und eine stärkere technische Mediation (JS) einen höheren Wert der IGDS vorhersagen können. Diese Ergebnisse zeigen deutlich, dass eine IGD in der Adoleszenz nicht nur mit psychopathologischen Faktoren zusammenhängt, sondern dass auch ein dysfunktionales Familienklima sowie eine stark ausgeprägte technische Mediation und inkonsistenter Medienerziehungsstil ein pathologisches Gaming-Verhalten der Jugendlichen verstärken können.
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